druckwerk PERCHTOLDSDORF, "NOBEL, NOBEL - Neuhaus reloaded"
Wir eröffnen am am Samstag den 21.9.2024 um 18:30 die Ausstellung "Nobel, Nobel - Neuhaus reloaded" des druckwerk's PERCHTOLDSDORF. Sechs Künstlerinnen – mit sechs unterschiedlichen Zugängen zum Thema – zeigen die Vielfalt druckgrafischer Techniken. Von altbekannten Hoch – und Tiefdruckverfahren, Aquatinta, bis zu Serigrafien, Polymerdrucken und Kombinationen.
Ursula Olbert
Um 1900 war in Österreich die Hochblüte der Tuberkulose und anderer Lungenerkrankungen. Es gab keine wirksamen Medikamente, aber die Stärkung der Patienten durch Frischlufttherapie sowie gesunde und reichhaltige Ernährung wurde bereits erkannt. In der historischen Medizin und auch in der Homöopathie gilt der Tuberkulosepatient als besonders lebenshungrig und geradezu vergnügungssüchtig.
Neuhaus muss ein idealer Ort für diese Menschen gewesen sein, es bot dem Kurgast nicht nur Lufthütten, sondern auch eine Rollschuhhalle, einen Teich, eine Rodelbahn und vieles andere. Auf diese Lustbarkeiten beziehen sich meine Bilder, ausgeführt vornehmlich im Hochdruckverfahren (Holz -und Linolschnitt) kombiniert mit Kaltnadelradierungen.
Sieglinde Ferchner
Mit "NOBEL, NOBEL“ verbinde ich einen mondänen Luftkurort, der die Schönen und Reichen angezogen hat: schöne Tapeten, edle Verzierungen, glänzende Festsäle, geschmückte Kleider und ebensolche Damen… Sie spiegeln sich in der Zeit oder den Augen der anderen. Die Spiegel sind auch eine Referenz an die einstige Spiegelfabrik zu Neuhaus, die es von 1701-1844 gab. Während bei „Zeitenwende aufgerollt“ die Rollschuhhalle mit Jugendstilkleidern kollidiert.
Meine Werke sind Radierungen auf Kupferplatten, teilweise kombiniert mit China collé oder Kaltnadelradierungen auf Rhenalon.
Renate Holpfer
Nach einem Besuch in Neuhaus und anschließenden Recherchen waren für mich zwei Frauen aus dem unmittelbaren Umfeld des Grafen Simon von Wimpffen (1867-1925) interessant. Der Graf wurde für den Aufbau des Nobelkurortes Neuhaus ja bereits umfangreich gewürdigt. Die eine Frau ist seine Mutter Anastasia von Wimpffen (1838-1889) deren Erbe (die Herrschaft Arnstein/Neuhaus/Fahrafeld) die Aktivitäten ihres Sohnes erst ermöglicht hat. Die zweite ist seine Ehefrau Karoline (1869-1932, geb. Szèchèny) – zwar nur kurz verheiratet, allerdings in den ersten Aufbaujahren des Kurortes. Sicher war sie dem Grafen eine wichtige Inspiration.
Sonja Krainz
Zur Zeit der Hochblüte der Sommerfrische im Voralpengebiet südlich Wiens umfasste der Begriff „nobel“ nicht nur eine semantische Beschreibung bestimmter Verhaltensformen. Vielmehr war in diesem Begriff eine weit allgemeinere und trotzdem präzisierter charakterisierte Lebensform beschrieben. Auf der einen Seite strenge Konventionen denen als Ausgleich eine offene und kreative Kunstszene gegenüber stand. Bahnbrechende künstlerische Entwicklungen haben ihren Ursprung in dieser Zeit. Wenn wir heute versuchen uns diesem Begriff anzunähern, entsteht ein Spannungsfeld zwischen diesen historischen Einflüssen und einem offenen, modernen Kunstzugang, der durchaus Platz für Ironie lässt.
Mit diesen Überlegungen habe ich mich dem Thema gestellt und versucht einige gedankliche Spotlights auf Papier festzuhalten – die traditionellen Techniken in verschiedenen Kombinationen nutzend.
Brigitte Petry
Der Titel meiner Arbeiten „alter Adel“ ist natürlich zweideutig und bearbeitet in humorvoller Weise menschliche Eitelkeiten und Probleme, die sich mit den Jahren ergeben. Andererseits weisen die Arbeiten auch auf das Durchhaltevermögen der Personen, die nicht aufgeben, hin. Der Betrachter kann sich die Einstellung aussuchen.
Eva Posch
beschäftigte sich mit alten Briefen aus Neuhaus – die Namensähnlichkeit des William Ackermann –wohnhaft in NY - mit ihrer Schwiegertochter Amber Ackerman in den USA verarbeitete sie nach weiteren Recherchen künstlerisch.
Druckgrafische Verfahren wurden 2021 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Im Verein druckwerk PERCHTOLDSDORF zeigen die engagierten Mitglieder in mehreren jährlichen Ausstellungen ihr Können; der Verein wurde 2020 im NÖ Fachverband NÖDOK als Mitglied aufgenommen.
Die Ausstellung läuft bis einschließlich 12.10.2024 und ist jeweils an Samstagen von 10:00 bis 16:00 Uhr oder gegen Voranmeldung geöffnet.